Für diejenigen, die so was interessiert...

Mein Astro Leben

Ich bin Baujahr 1959. Die ersten 10 Jahre meines erbärmlichen Lebens vegetierte ich zunächst astronomielos dahin. Bis ein gewisser Amerikaner den Mond betrat. Als 12 jähriger Schüler habe ich in der Schule die Nase eher in die letzten Seiten des Schulatlasses vergraben, dort wo das Planetensystem beschrieben war. Sehr oft war ich in dieser Zeit Stammgast in unserer Bücherei in Oldenburg “Brücke der Nationen”. Die vorhandenen Astronomie Bücher habe ich wohl alle dreimal gelesen (hab ich die beiden ersten Male nämlich nicht kapiert...) Zu Hause musste Vaters 7x50 Fernglas herhalten, für das Beobachten des Mondes oder Jupiters. Angefangen oder besser “Infiziert” hat mich mein langjähriger Kumpel Heinz als er mich 1976 im Herbst mitnahm zu seinem Angelsee. Im Gepäck ein kleines Spektiv auf drei Beinen. Damit haben wir uns Sterne angesehen und mit dem Zoom auch mal den Saturn oder Jupiter. Ich weis noch dass sich Heinz gerne den Stern Mira im Walfisch angeschaut hat. Der Virus Astronomie hat nun endgültig zugeschlagen! Weihnachten stand vor der Tür und schon hatte ich eine gute Geschenkidee für meine Eltern.

Mein erstes Teleskop was ein Azimutal montierter 700 x 60mm Refraktor von Apollo. Der war damals bei Neckermann für 220 DM zu haben. Mein Vater unterstützte mich in diesem Hobby von Anfang an. Das Teleskop war damals von guter Qualität, eine scharfe Optik, ohne Plastikbauteile. Damit konnte ich mir die Planeten, Sonne und Mond anschauen. Als einziger gut sichtbarer Nebel war der Orion Nebel zu Beobachten. Schnell fing ich auch an, eine stabile Säule aus Beton zu giessen. In meiner Ausbildungsfirma kam ich an das nötige Material heran und konnte sogar was schweissen. Das Teleskop wurde auf einer schrägen Metallplatte “parallaktisch” montiert. Damit konnte ich nun auch einfachste Fotos machen, mit “Handnachführung”. :

Meineerste1
crop000405

So fing alles an

Meineerste2

Farbdia, Film war 100er Diafilm von Quelle, glaube ich. Knipse vor das Okular gehalten und abgedrückt. Danach war man dem Fotolabor gnadenlos ausgeliefert. Hier eins der besseren Ergebnisse!

Lange Zeit beobachtete ich mit diesem Refraktor. 1976 stand der Komet West am Himmel, was ich aber als Anfänger gar nicht mitbekam. Publikationen wie sie heute gang und gäbe sind, gab es damals nicht. Nur (zu der Zeit noch) streng wissenschaftliche Fachzeitungen, die mich damals aber noch nicht interessierten (Taschengeld reichte dafür auch nicht).

1978 kam die Bundeswehrzeit. Das Beobachten geriet etwas in den Hintergrund. Ich war 2 Jahre in Hamburg stationiert. Die Vorträge von Dr. Erich Übelacker habe ich mir jeden Mittwoch Abend im Planetarium angesehen. Von diesem Mann habe ich sehr viel gehört und gelernt. Nach der Bundeswehrzeit kam erstmal eine Zeit, wo ich keine Hobby Astronomie betrieb. Erst als ich meine Frau kennenlernte fing ich auch wieder an, mich mit der Astronomie zu befassen. 1985 lernte ich Harald Simon kennen, der in Oldenburg eine Privat Sternwarte betrieb. So ein C 14 und eine Schmidtkamera (das Innenleben der Sternwarte) kannte ich bis dahin nur aus Prospekten. Ich legte mir ein gebrauchtes C8 auf einer Gabelmontierung zu. Damit waren Beobachtungen von Galaxien und schwachen Nebeln möglich. Schnell kam auch wieder der Wunsch zu Fotografieren. Nach und nach legte ich mir das nötige Zubehör zu. Die Bilder wurden damals Analog hergestellt, mit oftmals sehr langen Belichtungszeiten und Nachführung per Fadenkreuzokular. 1990 kaufte ich mir ein C 11 mit einer Saturn Montierung. Dafür hatte ich einen Nebenjob angenommen und lange gespart. Herr Vehrenberg kam mir damals preislich sehr entgegen und so konnte ich meinen Traum vom großen Teleskop verwirklichen. Irgendwann tauschte ich die Montierung gegen eine Atlux von Vixen ein. Ich legte mir noch einen 4 Zoll Vixen Refraktor als Leitfernrohr zu. Mit dem C 11 und dem Refraktor arbeitete ich viele Jahre bis ich es 8 Jahre später verkaufte. 1992 gründete ich mit einigen Sternfreunden den Verein Oldenburger Sternfreunde e.V., dessen Vorsitz ich für mehrere Jahre übernahm. 1998 zogen meine Frau und ich in unser Bauernhaus in Portsloge / Edewecht ein. Auf meinem 3 ha großen Grundstück mitten in freier Natur war meine erste Baumassnahme natürlich die eigene Sternwarte, die ich heute noch betreibe. Nach dem Verkauf des C 11 betrieb ich zusammen mit Harald in der Sternwarte auf der Atlux Montierung seinen 6 Zoll Zeiss APQ Refraktor. Damals machte Harald auch die ersten CCD Versuche mit einer ST 7 Kamera. Ich selber machte noch länger Bilder Analog, da ich diese selber entwickeln konnte. Zu der Zeit gründete ich die Astro Diele, ein kleines Geschäft für Teleskope und Zubehör. Die Astro Diele gab ich 5 Jahre später wieder auf. Das Hobby kam viel zu kurz und ich musste so mache Nacht für Vorführungen opfern, die mir selber ausser viel Frust gar nichts brachten.

Das Innenleben der Sternwarte änderte sich im Laufe der Jahre. Durch meine Tätigkeit als Händler kam ich auch an diverse Teleskope heran, die ich mir nicht unbedingt für mein Hobby gekauft hätte. Die Montierung habe ich verkauft, dafür legte ich mir eine MAM 50 von Mauz zu. Die Montierung benutzte ich mehrere Jahre bis 2007 eine Neue dran war, eine WAM 6000 von Kohler mit Reibrad Antrieb. Auf der Mauz Montierung sass ein C 14 und eine C 8 Schmidtkamera, danach ein 5 Zoll APO Refraktor von TMB, den ich mir als Optik zulegte und den Rest selber gebaut habe. Es folgte ein 8” Maksutov Newton Reflektor, ein absolutes Superteil. Durch einen Zufall konnte ich einen 12 Zoll Newton von Orion (UK) bekommen, der einen Spiegel mit 99,2 %Strehl hatte. Dieses Gerät war das bisher schärfste was ich je hatte. Dieses Gerät ist heute auf der Montierung mit einem 5 Zoll Leitrefraktor. Es wird überwiegend zum Fotografieren eingesetzt. Huckepack können zwei kleine ED APO´s aufgesetzt werden, die hauptsächlich für grössere Nebel genutzt werden.

Vor einigen Jahren habe ich die analoge Fotografie aufgegeben und arbeite nur noch Digital. Der Himmel, der in den letzten Jahren in unseren Breiten immer heller wurde liess den Betrieb der Schmidtkamera ohnehin gar nicht mehr zu. Gute Filme die sinnvoll eingesetzt werden können gibt es mittlerweile auch nicht mehr. Das C 14 war mir zu schwer. Da ich es fotografisch kaum benutzte und hier eigentlich mein Schwerpunkt liegt wurde es verkauft. Ich tauschte den Maksutov Newton von Intes gegen einen 12 Zoll Leichtbau Newton von Orion aus. Der 12 Zoll Newton ist lichtstärker als der Mak Newton und somit für mich fotografisch interessanter! Die Montierung hat sich nochmal geändert, ich konnte für einen günstigen Preis eine AD5 Von Alt bekommen. Die Nachführgenauigkeit liegt bei unter 5 Bogensekunden (total!). Seit ca. 5 Jahren mache ich Bilder nur noch Digital. Eher zufällig an die elektronische Fotografie geraten bin ich durch den Kauf einer günstigen ST 7 Kamera, die ich eigentlich zum Nachführen nehmen wollte. Ich war überrascht von den Details auf den Bildern, und wie leicht man mit den heutigen Programmen gute Bilder machen kann. Als ich dann überlegte, wieviel Arbeit in der analogen Fotografie steckt und welche im Vergleich doch recht mageren Ergebnisse man heraus bekommt, war die Entscheidung getroffen.. Analog ist tot! Heute habe ich Kontakte zu vielen ambitionierten Astro Fotografen, nicht zuletzt durch die Fahrten zu diversen Teleskoptreffen und dem NAFT (Norddeutsches Astro Fotografen Treffen). Ich kann nur jedem empfehlen sich dort auch mal einzufinden. Und wenn ich nicht gestorben bin... dann lebe ich wohl noch heute!

Ein bisschen Nostalgie

crop004303 crop0044

Mein Celestron 8, das muß etwa 1987 gewesen sein. Der Unterbau war ein Holzschrank wo man das ganze Zubehör unterbringen konnte, incl. Spannungswandler für die Gabelmontierung (230 Volt). Der Beobachtungsplatz lag am Westrand von Oldenburg, wo man fast bis auf den Horizont herunterschauen konnte. Hier habe ich sehr viele Nächte gestanden. Hier war es sehr dunkel, ohne Streulicht. Heute ist dort alles mit hohem Buschwerk zugewachsen.

crop000103

Anfang 1990. Mein Celestron 11 auf der Saturn Montierung. Mit 80mm Vixen Fluorid Refraktor als Leitrohr und 80mm Sucher.

crop0007

Meine Celestron 8 Schmidt Kamera und 80mm Vixen Fluorid Refraktor auf der Saturn Montierung. Meiner Schmidtkamera trauere ich heute noch hinterher. Wenn nur nicht der Himmel immer heller würde!

crop0008

Oben: Anfang der 90er Jahre konnte man den sogenannten Sternzelt Windschutz aus Hamburg kaufen. Der war sehr sehr nützlich. Man hatte quasi keine Probleme mehr mit Wind. Den habe ich auch oft mit ins Gebirge genommen, z.B. auf die Teleskoptreffen am Dobratsch (Siehe auch Reiseberichte). Neben dem C 11 hatte ich nun einen Vixen FH 100 mm Refraktor als Leitfernrohr.

Rechts: Selbiges benutzte ich auch gerne zum Beobachten von meinem Balkon im 2. Stock, mitten in der Oldenburger City.

crop0005